Eigentlich ist
es traurig – da hat man zwei Monate Semesterferien und bekommt immer
nachgesagt, man würde als Student eh nix schaffen und hat trotzdem keine
Zeit. Klingt komisch, ist aber so. Neues Computerspiel? Keine Minute gespielt. Geige?
Seit Ewigkeiten nicht mehr angerührt. Halbfertiger Schal? Mal schnell eine
Masche vorm Schlafengehen gestrickt. Immer wartet Anderes: die Masterarbeit,
die unbedingt fertig werden muss oder das Fitnessstudio, weil ich in meinem
neuen Kleid ja auch atmen will. Oder Zeitung lesen. Oder Vokabeln lernen.
Irgendwas Wichtigeres findet man immer.
Aber ist wichtig
immer wichtig?
Heute hat meine
Oma gesagt, dass nach Ende meines Studiums im nächsten Jahr „der Ernst des
Lebens“ anfange. Dem kann ich aber nicht zustimmen. Ja, viele von uns müssen
sich noch keine Gedanken um Rechnungen, bezahlbare Wohnungen und gute Jobs
machen, weil wir auf die Rückenstärkung unserer Eltern zählen können. Aber das
heißt nicht, dass wir in den Tag hineinleben können und keine Sorgen haben. Es
sind halt nur nicht die gleichen wie die unserer (Groß-)Eltern.
Ist mein
Englisch gut genug? Mache ich genug Fortschritte? Kann ich unter all meinen Mitstudierenden
hervorstechen und später gute Arbeit bekommen? Habe ich mich lange und gut
genug mit meinem Französisch auseinandergesetzt? Wobei sich diese Frage eigentlich
immer von selbst beantwortet, wenn man mal wieder auf die Idee kommt, mit einem
französischen Text zu üben...
Das sind die
Fragen, die sich viele von uns stellen – auch wenn es dafür gar keinen Grund
gibt. Doch der heute herrschende Leistungsdruck in einer Gesellschaft, in der
Arbeit und Wohlstand mehr zählen als Glück und Zufriedenheit, scheint leider
oft keine andere Denkweise zuzulassen.
Wie schade. Denn
sind es nicht gerade die Dinge, die uns Spaß machen, die uns immer wieder aufs
Neue antreiben? Sind es nicht unsere vielfältigen Hobbys, die uns zu dem
Menschen machen, der wir sind? Ist es nicht dieser wichtige Ausgleich, der uns
immer wieder die Liebe zum Beruf wiederbringt?
Es ist schwer,
aber vielleicht sollten wir uns immer mal wieder vor Augen führen, was wirklich
wichtig ist im Leben – ja, Arbeit und Geld gehören sicherlich dazu, aber auch
unsere Familien und Freunde, Dinge, die uns glücklich machen und etwas
bedeuten.
Ich muss da
eigentlich ganz still sein, denn wenn es um unnötiges Gedankenmachen geht, bin
ich immer ganz vorne mit dabei, aber manchmal muss man sich eben zu seinem
Glück zwingen.
Deshalb lasse
ich meine Masterarbeit für heute Masterarbeit sein, schaue mir die neueste
Folge Supernatural an und schreibe
endlich mal wieder etwas für meinen Blog – und mache mich dann frisch und frohen
Mutes wieder ans Werk.
Denn Wichtiges
hab ich auch morgen noch genug zu tun.
eure Laura