Donnerstag, 30. März 2017

Keine Zeit...

Eigentlich ist es traurig – da hat man zwei Monate Semesterferien und bekommt immer nachgesagt, man würde als Student eh nix schaffen und hat trotzdem keine Zeit. Klingt komisch, ist aber so. Neues Computerspiel? Keine Minute gespielt. Geige? Seit Ewigkeiten nicht mehr angerührt. Halbfertiger Schal? Mal schnell eine Masche vorm Schlafengehen gestrickt. Immer wartet Anderes: die Masterarbeit, die unbedingt fertig werden muss oder das Fitnessstudio, weil ich in meinem neuen Kleid ja auch atmen will. Oder Zeitung lesen. Oder Vokabeln lernen. Irgendwas Wichtigeres findet man immer.
Aber ist wichtig immer wichtig?
Heute hat meine Oma gesagt, dass nach Ende meines Studiums im nächsten Jahr „der Ernst des Lebens“ anfange. Dem kann ich aber nicht zustimmen. Ja, viele von uns müssen sich noch keine Gedanken um Rechnungen, bezahlbare Wohnungen und gute Jobs machen, weil wir auf die Rückenstärkung unserer Eltern zählen können. Aber das heißt nicht, dass wir in den Tag hineinleben können und keine Sorgen haben. Es sind halt nur nicht die gleichen wie die unserer (Groß-)Eltern.
Ist mein Englisch gut genug? Mache ich genug Fortschritte? Kann ich unter all meinen Mitstudierenden hervorstechen und später gute Arbeit bekommen? Habe ich mich lange und gut genug mit meinem Französisch auseinandergesetzt? Wobei sich diese Frage eigentlich immer von selbst beantwortet, wenn man mal wieder auf die Idee kommt, mit einem französischen Text zu üben...
Das sind die Fragen, die sich viele von uns stellen – auch wenn es dafür gar keinen Grund gibt. Doch der heute herrschende Leistungsdruck in einer Gesellschaft, in der Arbeit und Wohlstand mehr zählen als Glück und Zufriedenheit, scheint leider oft keine andere Denkweise zuzulassen.
Wie schade. Denn sind es nicht gerade die Dinge, die uns Spaß machen, die uns immer wieder aufs Neue antreiben? Sind es nicht unsere vielfältigen Hobbys, die uns zu dem Menschen machen, der wir sind? Ist es nicht dieser wichtige Ausgleich, der uns immer wieder die Liebe zum Beruf wiederbringt?
Es ist schwer, aber vielleicht sollten wir uns immer mal wieder vor Augen führen, was wirklich wichtig ist im Leben – ja, Arbeit und Geld gehören sicherlich dazu, aber auch unsere Familien und Freunde, Dinge, die uns glücklich machen und etwas bedeuten.
Ich muss da eigentlich ganz still sein, denn wenn es um unnötiges Gedankenmachen geht, bin ich immer ganz vorne mit dabei, aber manchmal muss man sich eben zu seinem Glück zwingen.
Deshalb lasse ich meine Masterarbeit für heute Masterarbeit sein, schaue mir die neueste Folge Supernatural an und schreibe endlich mal wieder etwas für meinen Blog – und mache mich dann frisch und frohen Mutes wieder ans Werk.
Denn Wichtiges hab ich auch morgen noch genug zu tun.

eure Laura