Montag, 18. Januar 2016

Endlich bin ich wer (?)!

Endlich halte ich sie in den Händen. Eine wunderschöne Urkunde, auf festem hellgelbem Papier. Ihr wird hiermit der akademische Grad Übersetzerin (B.A.) verliehen.
Jetzt bin ich wer. Ich Bin Übersetzerin.
Gut, eigentlich bin ich schon seit einem guten halben Jahr wer, aber eine Urkunde zu unterschreiben nimmt halt schon einiges an Zeit in Anspruch.
Aber eigentlich hatte ich mir so einen Uniabschluss anders vorgestellt: eine großartige Zeremonie mit Protz und Pomp, mit Graduentenkappen auf dem Kopf wartet unser Jahrgang auf die langersehnten Abschlusszeugnisse, in der Masse laufen Tränen.
Zahlreiche Reden, wir werden einzeln aufgerufen und bekommen von irgendwem Wichtigen erst die Hand geschüttelt, dann unsere Urkunde überreicht.
Nicht ganz.
Gute 6 Monate war ich, anfangs täglich, irgendwann nur noch sporadisch, im Sekretariat mit der Frage "Wie sieht's denn aus mit meiner Urkunde?" und der immer gleichbleibenden Antwort "Hm... nein da hab ich nichts. Fehlt wohl noch die Unterschrift."
Die Einladung zur Abschlussfeier kam per E-Mail, aus Platzgründen bitte nur drei Begleitpersonen an diesem langersehnten Samstagmorgen (ja richtig, eine Abschlussfeier morgens um 10...).
Was dort geschehen soll weiß keiner so richtig. Müssen wir unsere Urkunden wieder abgeben, um sie nochmal feierlich überreicht zu bekommen?
Scheinbar nicht.
Gerüchten zufolge soll es einen Sektempfang geben, wenn die Gelder reichen sogar Häppchen!
Wenn ich mir den neu erbauten Protzbau für die Mathematiker im Neuenheimer Feld anschaue, frage ich mich dann allerdings, wie viel mein Abschluss in den Augen der Universität wert ist.
Ja, wir Übersetzerinnen (und vereinzelten Übersetzer) werden wohl keine bahnbrechende Forschung betreiben.
Aber das heißt nicht, dass wir in unserem Studium weniger leisten als andere.
Wir sind mit genau so viel Herzblut bei der Sache wie andere, feilen an jeder Formulierung bis alles perfekt sitzt und setzen uns mit einem der wichtigsten Bestandteile unseres Lebens auseinander - der Sprache.
Doch wir begnügen uns - auch im Master - mit dem, was wir haben. Keine Protzbauten, dafür mit Isolierband geflickte Setzrisse. Keine modernste Technik, dafür ungewollt komische Verhörer und Versprecher. Keine riesen Hörsäle, dafür einen kleinen Jahrgang, der sich super versteht.
Und jetzt auch einen akademischen Titel, auch wenn dieser uns nicht feierlich verliehen wurde, sondern wir ihn uns selbst in den Sprechstunden des Sekretariats abholen mussten.
eure Laura, B.A.

P.S.: Falls ihr euch jetzt fragt warum ich solch ein Theater wegen fehlender Unterschriften gemacht habe und dann keine auf der Urkunde unten zu sehen sind: ich bin unterschriftendiebstahlsparanoid. Warum auch immer.

Sonntag, 17. Januar 2016

Über den eigenen Schatten springen

Ich glaube, jeder war schonmal in einer Situation, in der er entscheiden musste: mutig sein und einen Schritt zugehen auf das, was man will, oder es doch lieber bleiben lassen - falls am Ende der Erfolg ausbleibt. Die anderen raten dann, den Schritt zu wagen, über seinen Schatten zu springen.
Denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Aber wenn man ihn wagt, den Sprung, kann man auch verlieren: die Hoffnung, auf festem Boden zu landen, seine Träume zu erfüllen. Und wenn der Schritt dann wirklich danebengeht, der Sprung über den Schatten nicht gelingt und das Wagnis umsonst war?
Wenn sich die Hoffnung als vergebens herausstellt und man erkennt, dass man das, was man will, nicht bekommen kann?
Es stimmt zwar: wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Aber wer es nicht wagt, kann auch nicht verlieren, muss seine Wünsche und Hoffnungen nicht vor der Welt bloßstellen, zur Schau stellen.
Muss nicht das Risiko eingehen, enttäuscht zu werden.
eure Laura

Mittwoch, 6. Januar 2016

Neues Jahr, neues Glück

Hallo meine Lieben,

noch relativ zeitnah wünsche ich euch allen ein wunderschönes neues Jahr 2016.
Ich hoffe, ihr hattet einen guten Start und ein paar erholsame Tage.

Ich habe dieses Jahr erstmals außer Haus gefeiert und mit einer Freundin eine andere Freundin in Düsseldorf besucht.
Vielleicht war die ein oder andere schonmal dort, wenn nicht, kann ich es nur empfehlen (männliche Leser, fühlt euch nicht diskriminiert falls es euch gibt, euch empfehle ich die Stadt natürlich auch).
Düsseldorf hat eine sehr schöne Rheinpromenade, einen tollen Funkturm mit einer ziemlich fancy Uhr, eine pittoreske Altstadt und viele rustikale Kneipen.
Nur das Altbier schmeckt ziemlich eklig.

Ein Highlight der Stadt ist natürlich auch die berühmte Kö, die man immerhin entlangschlendern kann. Wenn man es sich schon nicht leisten kann, etwas zu kaufen. Oder wenn einen die Ladendetektive wohl gar nicht erst in die Geschäfte lassen würden.
Wie auch immer.
Es ist auf jeden Fall eine schöne Abwechslung, an Geschäften wie Hermès und Tiffany und Versace vorbeizulaufen statt immer nur an C & A oder H & M oder Deichmann.

Doch wir ragazze haben nicht nur Düsseldorf, sondern auch Köln unsicher gemacht, denn beide Städte liegen nur eine gute Zugstunde voneinander entfernt.
Wir haben eher schlecht als recht den Dom erklommen, haben diese seltsamen, über den Rhein hängenden Häuser gesehen (wer auch immer gerne darin wohnen möchte), standen auf der Hohenzollernbrücke mit ihren unzähligen Liebesschlössern und durften nicht über den Heinrich-Böll-Platz gehen, da im darunterliegenden Konzertsaal der Kölner Philharmonie wohl gerade ein Konzert stattfand, dessen Akustik nicht von uns Trampeltieren zerstört werden durfte.
Und ein Kölsch haben wir auch getrunken.
Schmeckt allerdings auch nicht unbedingt besser als Alt.

Und obwohl ich den Tag in Köln und besonders die Aussicht vom Dom aus sehr genossen habe, muss ich eingestehen, dass die Stadt selbst mich  ein wenig enttäuscht hat.
 
Ich wollte schon lange einmal Köln sehen, den Dom und alles drumrum.
Ich habe mir eine wunderschöne Altstadt vorgestellt, mit niedlichen kleinen Häuschen, die ein wenig krumm und schief an den Kopfsteinpflasterstraßen stehen, einen Dom, der im Herzen der Stadt thront, moderne Bauten, die einen scharfen Kontrast zur Altstadt bieten.

In Wahrheit ist das einzig Alte an der Altstadt tatsächlich das Kopfsteinpflaster, die Einkaufsstraßen sind gesäumt von Luxusgeschäften, der Dom befindet sich direkt am Hauptbahnhof und Charme wird in der Stadt allgemein eher wenig versprüht.

Ich will damit nicht sagen, dass ich Köln nicht faszinierend finde. Den Dom, der durch seine Bauweise wirkt wie aus einer anderen Welt und nie fertiggestellt werden darf, weil sonst die Welt untergeht. Die Höhenzollernbrücke, an der sich zahllose Pärchen aus aller Welt ihre Liebe schworen. Die Philharmonie, die durch einen kleinen Konstruktionsfehler immerhin Arbeitsplätze schafft.

Aber ich habe es mir dann doch etwas anders vorgestellt.

Ich freue mich sehr, die Stadt besucht zu haben, doch als wir in der Silvesternacht auf der Rheinkniebrücke in Düsseldorf standen, die Rheinpromenade entlangschauten und an der Uhr des Rheinturms den Countdown bis Mitternacht zählten, habe ich meine Wahl irgendwie getroffen.

Und so bin ich mit neuen Eindrücken und alten Freunden ins neue Jahr gestartet.
Habe genug Raclette für Jahrzehnte gegessen und endlich mal die Neujahrsansprache der Kanzlerin gesehen.

Ich freue mich auf ein neues Jahr, auf neue Herausforderungen und neue Erinnerungen.
eure Laura