Ich habe gelesen, man soll über Dinge, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, einen Brief schreiben. So kann man in dem Umschlag die Worte und Gedanken festhalten und in einer Schublade vergessen.
Das habe ich gemacht; vor gut einem Jahr schrieb ich dir einen Brief (den ich nie abgeschickt habe). Und als ich ihn gestern aus seiner Schublade genommen und gelesen habe fiel mir auf, dass ich ihn heute noch genauso schreiben würde wie damals.
Der Brief lag zwar in einer Schublade, aber die Gedanken haben wohl anders als die Worte nie ihren Weg in den Umschlag gefunden.
Wahrscheinlich fragst du dich, was ich dir hier in einem Brief zu sagen habe und warum du ihn jetzt erst, nachdem wir beide ja gar nichts mehr miteinander zu tun haben, bekommst. Aber ich glaube, dass ich alles, was in mir so vorgeht, aus meinem Kopf kriegen muss, und weil ich nie den Mut hätte, dir alles ins Gesicht zu sagen, kriegst du eben diesen Brief.
So fange ich an. Schwarz auf weiß, in fein säuberlichen Zeilen und schönster Sonntagsschrift.
Ich kann dir nichtmal sagen, was dich so besonders macht, kann hier keine schöne Aufzählung machen, weil ich es selbst nicht weiß.
Ich weiß lediglich, warum ich komplett den Faden verliere, wenn du mich ansiehst und warum ich rot anlaufe, wenn du mich anlächelst.
Das liest sich sehr pathetisch, wie auf rosa Papier geschrieben und mit tausend bunten Herzchen verziert. Aber was soll ich machen? Ich reagiere über und steigere mich in alles hinein, warum sollte ich bei dir eine Ausnahme machen?
Eigentlich ist es lächerlich.
Denn ich weiß, dass wir von Grund auf verschieden sind. In der Zeit, in der wir uns kennen, haben wir vielleicht ein einziges tiefgründigeres Gespräch geführt.
Und ich weiß auch, dass mein Lamento einseitig ist und ich dir (um ehrlich zu sein) im Großen und Ganzen ziemlich egal bin.
Das ist halt einfach so. Das ist nicht deine und ist nicht meine Schuld (zumindest zu dieser Erkenntnis habe ich es mittlerweile geschafft).
Also stecke ich deinen Brief wieder in seinen Umschlag und stecke den Umschlag wieder zurück in seine Schublade.
Die Gedanken behalte ich diesmal allerdings im Kopf.
Vielleicht verschwinden sie irgendwann von alleine in ihrer Schublade.
Aber bis dahin höre ich auf, mir etwas vorzumachen.
deine Laura
Donnerstag, 11. Februar 2016
Mein Brief an Dich
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