ein Jahr ist es jetzt schon her, dass ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe. Das wäre mir wahrscheinlich gar nicht so bewusst geworden, hätte mich nicht ein hilfsbereiter (und leider anonym gebliebener) Kommentarschreiber darauf hingewiesen.
Den Kommentar will ich euch natürlich nicht vorenthalten, ihr sollt ja mitreden können:
"Will nur einen kommentar [sic] hinterlassen, bevor hier ein jahr [sic] lang nichts geschrieben wurde.....
Ich hoffe, du schreibst hier nicht mehr, da sich die Liebe, die du hier erwähnt hast, als so positiv herausgestellt hat, dass du sogar den blog [sic] vergessen hast...."
Und Recht hat er / sie, den Anstoß habe ich wirklich gebraucht, sonst wäre vermutlich noch ein weiteres Jahr ins Land gezogen, ohne dass ich mich mal wieder gemuckst hätte. Mit den Hoffnungen unseres Kommentators hat das allerdings eher weniger zu tun...
Aber von vorne:
November 2019: ich beschwere mich, gewohnt pathetisch, in meinem privat-öffentlichen Blog, über eine sehr alte und sehr einseitige Schwärmerei und liefere im letzten Satz den entscheidenden Hinweis an den Beschwärmten - bei dem es sofort Klick macht (Sherlock much?). Wir treffen uns zum Essen, noch bevor serviert wird, ist die Sache geklärt. Zwar nicht so, wie ich es mir zu dem Zeitpunkt gewünscht hätte, aber der Stein, der von meinem Herzen gefallen war, war trotzdem riesig. Und das Essen war lecker. Danke dafür, und dafür, dass du den ersten Schritt gemacht und den elephant in the room angesprochen hast.
Kurz darauf ging es für mich ab nach Nürnberg, zu meinem bis dahin längsten und auch schönsten Dolmetschauftrag, an den ich heute noch gerne zurückdenke. Besonders an das gute Essen im wunderschönen Berghotel.
Es folgte mein erstes (und bisher leider einziges) Tanzfestival-Wochenende und der Vorstoß in einen neuen Berufszweig, der mich schon länger interessiert hatte und den ich bis heute gerne neben dem Dolmetschen ein bisschen ausbauen möchte - ich habe eine Demo als Sprecherin aufgenommen (Spoiler: vor Kurzem hatte ich meinen ersten Sprecherjob, klein aber fein, und ich bin mächtig stolz und zufrieden).
Kurz gesagt: es war eine Zeit, in der ich viel Neues erleben durfte und in der ich mich gleichzeitig von Altem verabschieden musste (konnte? sollte? durfte? Keine Ahnung).
Ich könnte jetzt noch ein paar Absätze von Selbsterkenntnis und innerem Wachstum schreiben, aber erstens will so einen Kram niemand lesen und zweitens ist es doch der Sinn vom Verabschieden, die Dinge loszulassen und sie nicht immer wieder aufzuwärmen.
Doch mit Selbsterkenntnis kommt auch immer das Grübeln, und mit dem Grübeln kommen auch immer die nicht so beliebten Gedanken aus der hintersten Ecke des Gehirns in die erste Reihe gesprungen. Ich habe es in einem älteren Post (sind sie mittlerweile nicht alle "älter"?) schon anklingen lassen:
"Aber das hat sich irgendwie geändert. Ich weiß nicht, ob es das post-Abschluss-Loch ist oder sonstwas. Ich weiß nur, dass ich im Moment nur schwer die Zeit oder Seelenlage finde, mich diesem Blog wirklich zu widmen. Sogar an diesen paar läppischen Zeilen sitze ich gerade schon eine geschlagene halbe Stunde!!! Ich bin sehr oft unterwegs, wenig in Ruhe zu Hause und sehr selten zufrieden mit mir oder mit dem, was ich mache zur Zeit - nicht die beste Grundlage für den nächsten Top-Post ..."
Und in einem neueren älteren auch:
"Ich hatte weder die Zeit noch die Motivation oder Kraft, mir etwas auszudenken, das ich zu Papier bringen könnte, und von allein sind die Ideen schon gar nicht gekommen."
Erkennt ihr das Muster? Das hat sich dann so langsam wiederholt, das Loch hat sich wieder aufgetan und an den Blog habe ich keine großartigen Gedanken verschwendet. Na gut, vielleicht hin und wieder, aber dann nur mit schlechtem Gewissen, weil einfach keine neuen Ideen Gestalt annehmen wollten oder ich mir die Zeit, einen ordentlichen Post zu schreiben, doch nicht gegeben hätte. Denn die Zeit könnte ich ja viel sinnvoller mit Arbeiten füllen - aus mir soll ja schließlich mal was werden!
Die Gedanken wurden dann irgendwann wieder heller, die Tage wurden wärmer, und dann kam der März -
ich schreibe es jetzt nicht aus, denn ich glaube niemand kann es mittlerweile mehr lesen oder hören. Plötzlich hatte ich viel Zeit, um mich meinem Blog zu widmen - aber gleichzeitig keinen Nebenjob mehr, den ich in über acht Jahren nicht ein Mal missen wollte. Keine Möglichkeit mehr, viele meiner Hobbys auszuleben. Keine Chance, meine Karriere so wirklich auf ein neues Level zu bringen.
Das einzig Gute? Ich hatte plötzlich auch viel Zeit, jeden Abend vor dem Laptop zu sitzen und einem lieben Kollegen dabei zuzuschauen, als Pokerspieler unter die Streamer zu gehen. Unqualifizierte Kommentare meinerseits inklusive, denn wenn ich alles habe, nur keine Ahnung vom Kartenspielen.
Daraufhin dauerte es nicht lange, bis die Idee aufkam, man könne mir das Pokern ja beibringen (haha).
Und was soll ich sagen? Angefangen haben wir im Juli, pokern kann ich immer noch nicht wirklich, aber das ist auch zur Nebensache geworden. Zu einer Nebensache, die mir letztendlich geholfen hat, einen Kollegen, den ich seit gut sechs Jahren kenne und mit dem ich eine lange Zeit jede Woche einen Abend zusammengearbeitet habe, anders zu sehen.
Als einen ganz tollen, lieben, verrückten Kerl, der mich ganz wunderbar ergänzt und mit dem ich seit (morgen ganz genau) drei Monaten bisher viele zauberschöne Momente erleben durfte - darf ich ihn einmal Herzkönig nennen oder ist das zu schwülstig? Ich befürchte, es ist zu schwülstig. Und einen ganz tollen, lieben, verrückten und wunderschönen Hund hat er obendrein.
Und jetzt?
Jetzt habe ich immer noch viel Zeit, wenn auch nicht mehr so viel wie noch vor drei Monaten.
Ich weiß, was Flop, Turn und River sind.
Ich habe meinen ersten Dolmetschauftrag absolviert, bei dem ich von Mannheim aus Zuhörer in der ganzen Welt erreichen konnte, die über das Internet miteinander verbunden waren.
Ich überlege, ob die Leckerlis mit Gemüse überhaupt lecker schmecken können.
Ich habe mein erstes Voice Over eingesprochen und fühle mich großartig damit.
Ich beginne jeden Morgen mit einem Lächeln, wenn ich auf mein Handy schaue.
Die Ideen für den nächsten Post wachsen vielleicht nicht wieder von alleine, aber ich sitze hier (an meinem neuen Schreibtisch) und nehme mir seit gut einer Stunde die Zeit, etwas Neues zu schreiben - und das ist doch schonmal ein guter Anfang, oder?
eure Laura
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