Montag, 4. September 2017

Ins Auge gegangen

Ich könnte jetzt anfangen mit einem richtig abgedroschenen Zitat wie "die Augen sind der Spiegel der Seele", aber das ist mir zu schwülstig und es würde nur jeden verwirren.
Also lieber die Geschichte von mir und meinem kürzlichen Besuch auf dem Kunstmarkt an der Museumsinsel. Haha, die größte Kunstbanausin auf einem Kunstmarkt, umgeben von Museen.
Vor ein paar Wochen, an meinem ersten Samstag allein hier in Berlin (wo ich meine Semesterferien verbringe - Überraschung für alle, die es noch nicht wussten), hab' ich eine kleine Tour über das Ritter-Sport-Museum zum SeaLife gemacht und bin irgendwie an der Museumsinsel gelandet. Und ein kleiner Schlender über einen netten kleinen Markt voller Zeichnungen, Fotografien, Schmuck und Taschen hat ja noch nie jemandem geschadet.
Und ich bin wirklich froh, dass ich es gemacht habe, denn der allerletzte Stand war wahrlich etwas Besonderes: dort konnte man ein Bild seiner Iris machen lassen (also, der im Auge...). Und das sah echt unbeschreiblich aus. Mit dem bloßen Auge kann man gar nicht erkennen, was eine Kamera einfangen kann: Muskeln, Farbspiele, ein kleines Universum.
Aber wie das nunmal so ist, eben nicht ganz billig, besonders wenn man bedenkt, dass man noch zwei Monate leben und shoppen in Berlin vor sich hat.
Ich bin also unfotografierter Dinge wieder von dannen gezogen, konnte mich aber von der Idee nicht so ganz verabschieden. Denn mal ganz ehrlich - Augen sind doch etwas Faszinierendes: bei jedem Menschen unterschiedlich, wie Fingerabdrücke. Strahlen Wärme aus oder Kälte, sind für den einen anziehend, für den anderen abstoßend. Und obwohl das Zitat oben wirklich ziemlich ausgelutscht ist, ist es doch wahr. Schau' einem Menschen in die Augen und du bekommst ein Gefühl dafür, wie er ist.
Ihr könnt es euch schon denken - am Samstag bin ich zurück auf den Kunstmarkt (zwei Mal in einem Monat - bald erkenn' ich noch einen Monet wenn das so weitergeht!) und hab' meine Iris fotografieren lassen.
Heute morgen habe ich dann das Bild per Mail geschickt bekommen - und ich gebe zu, anfangs war ich etwas unterwältigt. Man sieht viel Braun, meine Mitbewohnerin hat gesagt, wie eine Wüste.
Aber dann habe ich nochmal über das Zitat nachgedacht und darüber, dass unsere Augen erzählen, wer wir wirklich sind. Und mit jedem Blick gefällt es mir besser.
Zuerst sieht man die Pupille, ein schwarzes Loch mit Strahlen wie die einer kleinen, lodernden Sonne. Dann sieht man das Braun. Einen warmen Ton, fast so wie ein satter Bernstein.
Darum herum weiße Ringe, wie Druckwellen oder ein Zaun, der die Wärme einfängt und im Innern hält. Für den äußeren Kreis bleibt dann nur noch ein helleres, kühleres Braun, fast Beige.
Man sieht nur einige wenige Muskeln, weitere Strahlen meiner eigenen kleinen Sonne, die noch mehr ihre Stärke zeigen.
Das scheint es auf den ersten Blick gewesen zu sein - doch schaut man etwas genauer hin, zoomt man etwas heran, dann erkennt man viele kleine Flecken, fast wie Sommersprossen, an verschiedenen Stellen der Iris. Fleckchen, die gar nicht dort hinzugehören scheinen und erstmal vielleicht gar nicht recht ins Bild passen, aber irgendwie dann doch. Die an einer Stelle sogar die weißen Ringe durchbrechen und den warmen Bernstein nach außen tragen.
Und zwei kleine, dunkle Flecken. Denn perfekt wäre ja langweilig.
Das klingt jetzt für viele vielleicht nach viel Gerede, nach einer Bildinterpretation, aber ich bin nun mal Dolmetscherin - interpreter - interprète.
Und wenn ich jetzt daran denke, dass meine Augen der Spiegel meiner Seele sind und ich mir einbilde, dass ich stark bin, warmherzig gegenüber meinen Lieben, etwas unangepasst aber trotzdem richtig so, nicht perfekt aber dafür unverwechselbar - dann kann ich damit doch ganz gut leben.


eure Laura

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